Logistik mit Mehrwert
Der Auftrag ist anspruchsvoll: Für eine Gala in Wien müssen das Bühnenequipment samt Licht- und Soundanlage herangeschafft werden. Dazu Sitzgelegenheiten, Teppiche, Bistrotische und die unterschiedlichsten Accessoires für rund 600 Gäste. Damit nicht genug: Teil des Auftrags ist auch ein strammer Zeitplan. Event-Logistik auf hohem Niveau eben!
Die Südlohner westrans Speditionsgesellschaft ist zwar kein lupenreiner Event-Logistiker, sie hat sich aber in den letzten Jahren in diesem Segment zu einem zuverlässigen Routinier entwickelt. Auch wenn der eingangs beschriebene Auftrag in diesem Umfang auch für westrans nicht alltäglich ist, bleibt Geschäftsführer Manfred Robers trotz der engen zeitlichen Vorgaben gelassen. Das von ihm geführte Unternehmen kann auf Mitarbeiter zurückgreifen, die ihr Handwerk verstehen. Zugleich verfügt die westrans über einen großen und sehr flexibel nutzbaren Fuhrpark. Die Besonderheit dabei: 65 der insgesamt 70 zur westrans-Flotte gehörenden Curtainsider haben bei Bedarf einen Mitnahmestapler dabei.
Einer der logistischen Schwerpunkte des Unternehmens aus dem Münsterland ist die Baustofflogistik. Hier sind es aber weniger die Werkverkehre für die großen Baustoffhersteller, die das Geschäft dominieren. „Wir sind häufig für das im Münsterland traditionell starke Handwerk unterwegs“, so der Geschäftsführer. Wird beispielsweise von einem Tischlereibetrieb ein Hotel komplett renoviert, gibt es einiges an Material, das zum richtigen Zeitpunkt auf der Baustelle sein muss. Der „richtige Zeitpunkt“ ist bei solchen Aufträgen ein ganz zentrales Kriterium. „Wir sind Teil der Prozesskette unserer Kunden“, so Hendrik Kemper, der für das Marketing der westrans Speditionsgesellschaft verantwortlich ist.
Eine Aussage, die mit Blick auf die Kunden aus dem Handwerk oder von Eventagenturen eine andere Dimension hat, als bei Industriekunden. In der Industrie werden die logistischen Vorgaben vom Kunden im Regelfall klar festgelegt. „Bei den mit Blick auf logistische Prozesse weniger versierten Handwerksunternehmen werden diese Prozesse jeweils auftragsbezogen in Zusammenarbeit mit dem Kunden entwickelt“, erläutert Robers. Dabei gilt es zum einen, die zahlreichen Variablen zu beachten. So muss geklärt werden, welches Material zu welchem Zeitpunkt auf der Baustelle sein muss. Zum anderen muss westrans als Logistiker aber auch flexibel auf die zeitlichen Unwägbarkeiten reagieren können. Wenn beispielsweise ein Lieferant seine Ware nicht termingerecht liefern kann oder das Handwerksunternehmen mit seinen eigenen Arbeiten nicht im Zeitplan ist, kann westrans aufgrund seiner Flottengröße flexibel auf solche Verzögerungen reagieren. Last but not least spielen bei diesem Geschäftsmodell die Mitnahmestapler eine zentrale Rolle. Sie sorgen dafür, dass der Lkw zu jeder Zeit unabhängig die Ware direkt vor die Haustür liefern kann.
Robers: „Das verschafft unseren Kunden zum einen Flexibilität, zum anderen nimmt es ihnen den Aufwand, sich selbst um die Entladung der Lkw auf der Baustelle kümmern zu müssen. Damit bieten wir unseren Kunden einen echten Mehrwert.“ Der Mitnahmestapler versetzt den Fahrer in die Lage, am Zielort sein Material sofort eigenständig abzuladen, ohne dass er am Zielort auf die Bereitstellung eines Staplers warten müsste. Die Mitnahmestapler eignen sich durch ihre spezielle Bauweise auch für kürzere Strecken auf Untergründen wie Sand, Kies oder Gras.
Doch der Mehrwert durch Mitnahmestapler setzt mehr voraus als die Investition in das notwendige Equipment. Die westrans Speditionsgesellschaft verfügt mittlerweile über viele Jahre Erfahrung mit Mitnahmestaplern. „Die ersten Jahre“, so erinnert sich Robers, „waren mitunter auch dornig.“ Damit meint der erfahrene Logistiker insbesondere Probleme mit der Trailertechnik. In den Anfangsjahren wurden normale Trailer einfach mit einer Aufnahme versehen, in die die immerhin über 1,5 t schweren Stapler gehängt wurden. Das zusätzliche Gewicht am ungünstigsten Punkt des Trailers forderte seinen Tribut: Aufhängungen, die sich wieder gelöst haben, Probleme mit den Hinterachsen und selbst Risse im Rahmen waren die Folge.
Das hat sich mittlerweile geändert. Industrielle Hersteller wie Krone und Schmitz Cargobull bieten inzwischen Trailer an, die auf diese zusätzlichen Belastungen ausgelegt sind. Die verfügen über die notwendigen Verstärkungen im Rahmen und versetzte Achsen und gleichen so diese Belastung durch den Stapler am Heck wieder aus. Auch die Stapler selbst sind in den vergangenen Jahren immer weiter optimiert worden. Gerade mit Blick auf die Karosserie hat sich einiges getan. Die hat durch die sehr ungünstige Transportposition durch Spritzwasser, Streusalzreste und andere Umwelteinflüsse ebenfalls sehr gelitten. Mittlerweile sind die neuralgischen Verkleidungsteile des Staplers aus Kunststoff und damit immun gegen Korrosion. Obwohl diese Belastungen mittlerweile minimiert sind, kommen die Stapler nur dann mit auf Tour, wenn sie auch wirklich gebraucht werden.
Gegründet wurde die westrans Speditionsgesellschaft im Jahr 2006. Zuvor waren Mitarbeiter und Fuhrpark Teil des Futtermittelherstellers Bewital und dort zuständig für den Werkverkehr. Dann wurde der Bereich in ein Tochterunternehmen ausgegliedert und hat sich seitdem ausgesprochen positiv entwickelt. Grundlage dieses Erfolgs dürfte nicht zuletzt in der Qualitätsphilosophie des Unternehmens begründet liegen. Diese Philosophie beinhaltet, dass Qualität nicht nur angekündigt, sondern im Tagesgeschäft immer wieder mit Leben erfüllt wird. Etwa wenn man, wie eingangs erwähnt, gemeinsam mit dem Kunden die passenden Logistiklösungen entwickelt. Qualität setzt aber auch einen sachgerechten Umgang mit der anvertrauten Ware voraus. Dabei setzt westrans auf ein umfassendes Qualitätsmanagement.
Um zugleich die eigene Wirtschaftlichkeit nicht aus dem Blick zu verlieren, nutzt die westrans Speditionsgesellschaft das Flottenmanagementsystem WEBFLEET von TomTom Telematics. Neben den Navigationsfunktionen nutzt das Unternehmen das System auch zur Tourenbegleitung, Standortbestimmung und zur Kommunikation mit den Fahrern. Dank der elektronischen Unterstützung können die Disponenten die Fahrzeuge jederzeit am Bildschirm nachverfolgen. Dadurch sind sie nicht mehr auf die Erreichbarkeit der Fahrer angewiesen – eine merkliche Entlastung im mitunter stressigen Tagesgeschäft. Robers schätzt an WEBFLEET, dass es sich um eine All-in-one-Lösung handelt, die verschiedene Endgeräte – Ortungssysteme, Smartphones sowie die PDAs der Fahrer – integriert. In Zukunft will westrans die Lösung auch in anderen Bereichen nutzen. So ist geplant, die Arbeitszeiterfassung sowie die Auftragsabwicklung in WEBFLEET zu integrieren.
Das ist problemlos möglich, da die von westrans eingesetzte Speditionssoftware die offene Schnittstelle der TomTom-Lösung nutzen kann. Mit der Übermittlung der Daten des digitalen Tachografen über die TomTom-LINK-Fahrzeugortungsgeräte ist schon der erste Schritt in diese Richtung getan. Auch von der geplanten elektronischen Auftragsabwicklung verspricht sich das Unternehmen deutliche Einsparungen, so Robers: „Momentan bekommen die Fahrer ihre Frachtdokumente in Papierform und geben ihre Ziele per Hand ein. Wenn das automatisiert wird, können wir den Zeit- und Kostenaufwand senken und Fehler vermeiden, die bei der manuellen Eingabe zwangsläufig vorkommen.“ Auch das stellt übrigens letztlich einen Mehrwert für die Kunden dar. Logistikprozesse, die reibungslos verlaufen, erfordern kein Nacharbeiten. Das freut nicht nur den Spediteur, sondern auch den Kunden, der sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann.